Wie reden wir über Verletzungen?
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Beim Umgang mit Verletzungen empfehle ich eine Grundhaltung von Verantwortung anstelle von Schuld. Ich habe in diesem Artikel bereits ausführlich beschrieben, was ich damit meine und wieso diese Haltung hilfreich ist. Hier geht es nun um die Anwendung. Wenn du dich verletzt fühlst, versuch beim Gespräch mit deinem Partner oder deiner Partnerin die folgenden Prinzipien und Herangehensweisen umzusetzen.
Rede bitte von dir und über dich
Das, was du fühlst und wahrnimmst, sagt im Wesentlichen etwas über dich aus. Du magst Vermutungen über den anderen anstellen, aber du weißt nicht, wie er*sie wahrgenommen, gedacht und gefühlt hat. Dies könnt ihr nur mittels fragendem Dialog miteinander abgleichen.
Richtig: Ich habe mich von dir nicht ernst genommen gefühlt. Kannst du das nachvollziehen?
Falsch: Du hast mich nicht ernst genommen!
Vermeide Aussagen über den Charakter und Aussagen, die die Person als Ganzes abwerten oder stigmatisieren
Richtig: Ich habe mich geärgert, weil der Esstisch voller Krümel war. Ich hatte erwartet, dass du den säuberst, nachdem du daran gegessen hast.
Falsch: Immer muss ich hinter dir her wischen. Du bist einfach nicht zuverlässig. Wie kann ein Mensch nur so unordentlich sein?
Wenn es dir schwer fällt über Verletzungen zu sprechen und du dir professionelle Begleitung wünschst, kannst du hier eine kostenlose Erstberatung mit einem unserer Coaches vereinbaren.
Die eine richtige Wahrheit gibt es nicht
Es kommt vor, dass sich die unterschiedlichen Wahrnehmungen nicht verbinden lassen. Dann gibt es zwei Wahrheiten in einer Realität. Versuch nicht, deine Wahrheit als die wahre durchzusetzen, denn das wird dir nicht gelingen und es wird dich auch nicht weiterbringen. Erkenne einfach an, dass ihr zwei verschiedene Wahrnehmungen habt.
Verletzungen sind unvermeidbar
Mach dir klar: Beide Seiten sind verletzt. In der Regel sind Verletzungen dann besonders tief, wenn sie an alte, lange zurückliegende Erfahrungen anknüpfen. Auch ist nie nur eine Seite Täter*in oder Opfer. Wir können sehr schnell zwischen diesen Rollen wechseln und uns selbst und einander damit manipulieren. Am liebsten wollen wir natürlich die Opfer sein. Niemand ist gerne Täter*in. Doch wenn du anfängst, die Verantwortung für deine Gefühle zu übernehmen, dann werden Täter-Opfer-Zuschreibungen ohnehin überflüssig.
Übernimm Verantwortung
Verlasse die Opfer-Rolle und stell dir die Frage: Was brauche ich, um mit meiner Verletzung verstanden zu werden und wie möchte ich dafür sorgen, dass ich heile? Überlege dann weiter: Wie habe ich möglicherweise dazu beigetragen, dass die Verletzung geschehen konnte?
Nützliche Sätze, um eine Verletzung zu thematisieren:
Ich fühlte mich in der Situation (...) verletzt. Ich habe mich (...) gefühlt. Ich habe von dir schmerzlich vermisst, dass du (…)
Diese Verletzung erinnert mich an eine alte, längst vergangenen Wunde oder unangenehme Erfahrung aus meinem Leben: (…)
Ich habe zur aktuellen Verletzung beigetragen, indem ich (…)
Ich verzeihe mir selbst, dass ich so gehandelt habe und nehme mir vor, in Zukunft achtsamer zu sein.