Konstruktiver Umgang mit Schuld und Verletzung

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Es ist eine schwer zu ertragende Tatsache, aber Menschen tun einander weh. Egal, wie sehr wir uns lieben. Es geschieht. Wir verletzen einander. Manchmal mit Vorsatz, häufig ohne. Die Gründe dafür sind mannigfach. Wir tun es aus Unachtsamkeit, aus Unwissenheit, aus Ungeschicklichkeit, aus Verlegenheit, aus Versehen, aus Trotz, aus Angst, aus Verzweiflung, aus mangelnder Wertschätzung, aus Sorge, aus Unvermögen, aus Unkenntnis, aus Müdigkeit, aus Traurigkeit, aus Rücksichtslosigkeit, aus mangelnder Empathie, aus Langeweile, aus Erschöpfung, aus Zorn, aus Gewohnheit, aus Verachtung, aus Ratlosigkeit, aus Unfähigkeit… Die Liste ist endlos. 

Was tun nach einer Verletzung?

Verletzungen sind also unvermeidbarer Teil menschlicher Beziehungen. Das anzuerkennen lenkt den Blick auf die Frage, wie man mit diesen Verletzungen am besten umgehen kann.

Wenn wir verletzt wurden, dann müssen wir in dieser Verletzung gesehen und verstanden werden. Wenn das geschieht, kann jede Verletzung heilen. Leider kommt uns dabei allzu oft ein Konzept in die Quere, dass für die Bewältigung von Konflikten absolut kontraproduktiv ist. Nämlich das Konzept der Schuld. Wir möchten so gerne dem anderen die Schuld geben, dafür, dass wir uns schlecht fühlen oder unsere Situation mies ist. Auch wollen wir auf gar keinen Fall selbst Schuld daran sein, dass die Dinge gerade schwierig sind oder jemand anderes leidet. Fast reflexartig wollen wir gleichzeitig Schuld bei uns abwehren (rechtfertigen) und beim anderen suchen (anklagen). Aber wenn beide das tun, was wird wohl passieren? Richtig, wir verbauen uns den Weg zueinander und finden nicht zusammen.

Lesetipp: Beziehungen in der Krise - Ein Wegweiser

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Weg von der Schuld, hin zur Verantwortung 

Ich plädiere daher dafür, dass wir uns vom Konzept der Schuld in zwischenmenschlichen Beziehungen so weit wie möglich verabschieden. Stattdessen können wir uns für die Übernahme von Verantwortung entscheiden. Wenn ich das tue, dann bedeutet das, 

  • dass ich anerkenne, dass die Beweggründe und gegenseitige Einflussnahme komplex sind und beide Seiten zum Konflikt beitragen. In der Regel sind beide Seiten durch den Konflikt unterschiedlich verletzt und brauchen jeweils wechselseitig Verständnis vom anderen. 

  • dass ich mir selbst und der anderen Person Fehler und Schwächen zugestehen kann.

  • dass ich am durch mich verursachten Leid des anderen Anteil nehmen kann, ohne mich dabei mit Schuldgefühlen niederzumachen. Ich kann sagen: „Es tut mir leid“ ohne damit zu sagen „Ich bin ein schlechter Mensch“. Stattdessen sage ich: „Ich sehe deinen Schmerz und fühle mit dir.“ 

  • dass ich mir holen kann, was ich zu meiner Heilung brauche. 

  • dass ich Offenheit und Bereitschaft in mir finde, auch die Wahrheit des anderen nachvollziehen zu wollen.

  • dass mir bewusst ist, dass sich manche Verletzung deshalb so intensiv anfühlt, weil sie mich an eine andere, längst vergangene Verletzung aus meinem Leben erinnert.

  • dass ich mich entscheide, die Verantwortung für meine Gefühle und mein Handeln zu übernehmen, auch wenn ein anderer verantwortlich war für etwas, was mich nun betrifft. 

  • dass ich an einem Gefühl der Verletzung nicht festhalten muss und schließlich auch verzeihen darf.

  • dass ich davon ausgehe, dass wir alle Stärken und Schwächen haben und mit diesen inneren Möglichkeiten nach Wegen suche, wie wir unsere Träume verwirklichen können.

Wenn du wissen möchtest, wie ein solch im wahrsten Sinne des Wortes „verantwortungsvolles“ Gespräch über Verletzungen aussehen kann, empfehle ich dir diesen Artikel. Ein Perspektivenwechsel weg von Schuld und hin zu Verantwortung lohnt sich, denn diese Haltung ermöglicht Heilung. Für beide Seiten. 

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