Beziehungen in der Krise: Ein Wegweiser

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Die meisten Menschen kommen zu Couple Care aufgrund einer Krise. Es muss nicht immer eine aktuelle Krise sein; manchmal sind es auch Erfahrungen aus vergangenen Beziehungen oder die Feststellung, dass man die alten Muster immer wieder in neue Beziehungen mitnimmt.
Eigentlich sind Krisen definiert als Ausnahmezustand. Leider sehen wir bei Couple Care aber immer wieder, dass Krisen eher der Normalzustand vieler Beziehungen sind. Denn in unserer Gesellschaft ist es „normal“, dass Konflikte – die jede Beziehung erlebt – zu Krisen eskalieren, da uns nicht beigebracht wird, wie wir diesen Verlauf verhindern. 
Beziehungskrisen sind aber noch etwas Weiteres: unser Spezialgebiet. Wir haben auf unserer Website bereits viele Informationen und Tipps zum Umgang mit Krisen und zum Aufbau glücklicher Beziehungen mit euch geteilt. Dieser Artikel dient dazu, euch eine erste Übersicht über diese Fülle an Informationen zu geben. 

Wege in die Krise

Vorweg:
Es gibt nie nur eine Ursache für eine Beziehungskrise. Krisen sind das überlaufende Fass, in das zuvor bereits reichlich Wasser geflossen ist. Sicher, manchmal waren es Tropfen und andere Male ein Gartenschlauch, aber dennoch ist es wichtig, sich von der Vorstellung zu verabschieden, dass es eine alleinige Ursache für eure Krise gibt. Denn diese Vorstellung führt sehr schnell zu Schuldzuweisungen. Schuld ist aber kein hilfreiches Konzept bei der Bewältigung einer Krise. Ursachenforschung ja, Schuldzuweisungen nein. Daher ist es nützlich im Hinterkopf zu behalten, dass es bei der Analyse einer Krise nicht um die Suche nach der einen Ursache oder der einen Schuldigen geht. Stattdessen ist entscheidend zu verstehen, welche Denkmuster und Verhaltensweisen zusammengekommen sind und die jetzige Situation erschaffen haben. 

Affäre aufgeflogen

Eine solche verurteilungsfreie Sichtweise fällt Paaren oft besonders schwer, wenn eine Affäre den Mittelpunkt der Krise bildet. Denn hier erscheint es auf den ersten Blick oft so, als ob es tatsächlich nur eine klare Ursache und einen klaren Schuldigen gäbe. Gefühlschaos und Schmerz sind groß, bei allen Beteiligten. Das ist okay. Diese Gefühle dürfen alle da sein und wollen gesehen und verstanden werden. 
Lies hier weiter: Affäre aufgeflogen. Was jetzt? 

Wenn du dir professionelle Begleitung bei der Aufarbeitung deiner Ehe- oder Beziehungskrise wünschst, kannst du hier eine kostenlose Erstberatung mit einem unserer Coaches vereinbaren.

Konflikte

Natürlich ist Untreue bei weitem nicht der einzige Auslöser für Beziehungskrisen. Häufig finden sich Paare einfach und scheinbar plötzlich in einem Zustand des ständigen Konflikts wieder. Sie streiten sich über große Entscheidungen genauso wie über Kleinigkeiten, über Kredite genauso wie über Küchengeräte. Das Streitthema scheint dann oft für das Ausmaß des Konflikts weder angemessen noch relevant zu sein.
An sich sind Meinungsverschiedenheiten in Beziehungen völlig normal. Wenn Konflikte aber nicht gelöst und Verletzungen nicht geheilt werden, verschwinden sie nicht. Stattdessen schwelen sie vor sich hin, bis sie sich irgendwann an einem kleinen Funken zum Großbrand entzünden.  

Wege aus der Krise

Wenn es in unseren Beziehungen kriselt, gelangen wir schnell in einen Teufelskreis: Die negative Grundstimmung begünstigt einen zunehmenden Fokus auf das Negative an unserer Partnerin oder unserem Partner¹. Das wiederum führt dazu, dass wir uns voneinander abwenden. Um Kreisläufe zu durchbrechen, muss man oft kontraintuitive Dinge tun. So auch hier: Gerade in Zeiten, in denen wir uns weniger verbunden fühlen, müssen wir uns einander aktiv zuwenden. 

Erste-Hilfe-Maßnahmen für deine Beziehung

Zuwendung bedeutet, dass wir ein ehrliches Interesse an den Gefühlen und Bedürfnissen unseres Partners haben und das auch zeigen. Eine sehr niedrigschwellige Methode hierfür ist das Check-in Gespräch. Hierbei handelt es sich um einen täglichen Austausch darüber, wie es uns (wirklich) geht. Das ist oft gar nicht so einfach. Aber es lohnt sich. Denn oft wird uns erst klar, was in uns vorgeht, wenn wir es aussprechen können. Wichtig bei diesen Gesprächen ist das Einfühlen und Spiegeln. Das Ziel ist Verstehen – nicht Lösen, nicht Bewerten, nicht Interpretieren, sondern „nur“ Wahrnehmen und Benennen.

Lies hier weiter: Ehekrise meistern: Erste-Hilfe-Maßnahme für deine Beziehung

Eine Beziehungskrise bewältigen: Aktive Zuwendung

Aktive Zuwendung bedeutet auch, bewusst auf die Momente zu achten, in denen uns unsere Partnerin – direkt oder indirekt – zu etwas auffordert, also ein Bedürfnis äußert. Sich die Zeit und Aufmerksamkeit zu nehmen, diese Bedürfnisse zu sehen und zu verstehen, ist ein essenzieller Schritt raus aus der Negativspirale. Und das gemeinsame Erarbeiten von Strategien, wie Bedürfnisse erfüllt werden können, stärkt das Gefühl von Zusammenhalt und Wohlwollen. 

Lies hier weiter: Eine Beziehungskrise bewältigen: Aktive Zuwendung

Konstruktive Konfliktlösung in einer Krise

Hinwendung durchbricht die Negativität und macht das Gute und Wertvolle der Beziehung wieder erfahrbar. Das ist als Grundlage für die Konfliktlösung unerlässlich. Denn wenn wir nicht die Gewissheit haben, dass unser Partner unser Wohlbefinden im Sinn hat, dann werden wir ihm nicht vertrauen. Dann bleiben Bedürfnisse unausgesprochen und Lösungen unmöglich, weil diese Prozesse Verletzlichkeit voraussetzen. Und wer macht sich schon verletzlich, wenn er sich unsicher fühlt? 
Wenn das gegenseitige Wohlwollen jedoch wieder spürbar geworden ist, können Konflikte konstruktiv gelöst werden. Dafür gibt verschieden Methoden; zum Beispiel eine strukturierte Form der Aussprache, die sicherstellen soll, dass alle genug Zeit und Raum haben, ihre Gefühle und Bedürfnisse zu einem bestimmten Konfliktthema zu äußern. Der Sinn des Ganzen ist auch hier, einander zu verstehen. Es geht nicht ums Überreden oder Recht behalten. Deshalb gibt es bei dieser Methode klare Regeln und Rollen. Es mag seltsam anmuten, ein Gespräch so strukturiert zu führen. Aber die Struktur gibt Sicherheit, besonders am Anfang. Sie dient als Richtschnur, um nicht wieder in den Sumpf der Schuldfrage abzugleiten. 

Lies hier weiter: Konstruktive Konfliktlösung in einer Ehekrise

Die Affäre ist nicht das Problem

Auch im Falle eines Betrugs ist die Untreue vielleicht der Auslöser, aber nicht die Ursache der Krise. Deshalb greift der Glaubenssatz vieler Menschen, dass man sich nach einem Betrug grundsätzlich trennen müsse, zu kurz. Richtig ist, dass das Bekanntwerden einer Affäre ein Umbruch ist. Die Beziehung ist nun nicht mehr dieselbe. Das muss und darf betrauert werden. Jedoch kann darin auch eine große Chance liegen. Denn die „alte“ Beziehung hat schließlich auch zum Betrug beigetragen. Irgendwas war also nicht stimmig, irgendwo versteckten sich unausgesprochene und unbefriedigte Bedürfnisse. Das herauszufinden und zu verändern, kann Auftakt für eine neue und bessere Beziehung sein. 

Lies hier weiter: Die Affäre ist nicht das Problem!

5 Schritte, wie du eine Affäre bewältigst

Das alles soll nicht verschleiern, dass das Aufarbeiten einer Affäre harte Arbeit ist. Es ist ein langwieriger und intensiver Prozess, bei dem Mut und Einsatz gefragt sind. Denn um einen solchen Umbruch zum Aufbruch zu machen, braucht es eine ehrliche Auseinandersetzung mit (allen) Gefühlen und Bedürfnissen. Ohne die Bereitschaft, sich dabei auch den Schmerzen und Ängsten zu stellen, kann es keinen echten Fortschritt geben. 
Die fünf Schritte sind notwendig, um diese Aufgabe Stück für Stück zu stemmen.

Lies hier weiter: 5 Schritte, wie du eine Affäre bewältigst

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Soll ich mich trennen?

Natürlich ist auch Trennung eine Option, um eine Beziehungskrise zu verlassen. Sich zu trennen, kann die richtige Entscheidung sein – vor allem dann, wenn kein gemeinsames Interesse mehr da ist, die Beziehung zu retten. Für die Entscheidungsfindung empfiehlt sich eine intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Beziehung. 
Auch in einem Trennungsprozess sind die bereits genannten Werkzeuge für eine empathische und wertschätzende Kommunikation wichtig. Denn auch wenn eine Beziehung endet, so bleibt der andere Mensch wichtig und bedeutungsvoll. Unsere Werkzeuge können einen enormen Unterschied machen, wenn es darum geht, welchen Stellenwert und welchen Lerneffekt die endende Beziehung innerhalb unserer Lebensgeschichte einnehmen wird. 

Lies hier weiter: Soll ich mich trennen?

Wege zum Wachstum

Stell dir ein Gemüsebeet vor, um das sich lange niemand gekümmert hat. Es ist überwuchert von Unkraut, das Gemüse hat weder Platz noch Licht. Wenn du das Beet wieder zum Erblühen bringen möchtest, musst du zuerst das Unkraut beseitigen. Wenn das geschafft ist, braucht es darüber hinaus Hege und Pflege, damit etwas Kräftiges und Nahrhaftes wachsen kann. Genauso ist es mit Beziehungskrisen. Die Zuwendung und Konfliktbewältigung sind wie Unkraut jäten. Davon braucht es zu Beginn sehr viel, um all das Angestaute zu beseitigen. Wenn man es ab dann aber regelmäßig macht, geht es fast mühelos von der Hand. Doch für eine wahrhaft wachsende und blühende Beziehung braucht es mehr als Unkraut jäten. Genau wie eine Pflanze braucht auch die Liebe Pflege, und die besteht im Grunde aus zwei Komponenten: Self Care und Couple Care.

Wie geht Self Care?

Self Care bedeutet, dass du dich um dich selbst kümmerst, dass du deine Bedürfnisse kennst und Verantwortung dafür übernimmst, sie zu erfüllen und dass du wohlwollend mit dir umgehst und sprichst. Selbstliebe hat teilweise immer noch einen schlechten Ruf in unserer Gesellschaft und wird schnell als Egoismus verschrien. Doch ohne einen achtsamen und liebevollen Umgang mit dir selbst kann deine Liebe zu anderen nicht gedeihen. 

Lies hier weiter:

Warum Alleinsein eure Beziehung stärkt

Alleinsein ist das Gute, dass wir alle brauchen. Da ist einfach kein anderer Mensch da und niemand will was von dir. Du kannst mal Pause machen. Viele Menschen neigen dazu, sich in der Gegenwart von anderen sehr anzupassen und ihre eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen oder einfach nichts mehr zu spüren. 

Alleinsein erlaubt dir, die vielen neuen Informationen, die du ständig aufnimmst, zu integrieren. Das Gehirn braucht Zeit, um Gedanken, Gefühle und Erlebnisse zu verarbeiten. Dieser Prozess funktioniert oft besonders gut, wenn man allein ist.

Lies hier weiter: Warum Alleinsein eure Beziehung stärkt

Wie geht Couple Care?

Der ultimative „Dünger“ für eure Beziehung ist eure Couple Care. Damit meinen wir die Art, wie ihr eure Liebe immer wieder aufs Neue „macht“. Denn Liebe ist nicht einfach da, sondern sie entsteht durch das, was wir tun. Kurz: Liebe ist eine Aktivität. Eine solide Couple Care ermöglicht es, Krisen zu verhindern und eine wirklich glückliche Beziehung zu gestalten. 
Eure Couple Care beinhaltet die Haltungen und Handlungen, die eure Liebe nähren. Sie umfasst zum Beispiel alltägliche Gesten, wöchentliche und monatliche Rituale, Methoden zur Konfliktlösung und aktuelle Entwicklungsaufgaben. Genau wie eure Beziehung ist auch eure Couple Care sehr individuell. Gleichzeitig ist sie lebendig und verändert sich. Deshalb lohnt es sich, sie immer wieder zu reflektieren und zu erneuern. 

Wege in die Zukunft

Beziehungsmodelle und die Beziehungs-Rolltreppe

Wenn die Krise überwunden und das Fundament eurer Beziehung durch Self Care und Couple Care (wieder) tragfähig geworden ist, könnt ihr anfangen, euch explizit über euer Beziehungsmodell Gedanken machen. Denn wir alle haben ein Beziehungsmodell im Kopf, ob ausgesprochen oder nicht. Für den Großteil der Bevölkerung ist dieses Modell immer noch die Monogamie. Daran ist auch gar nichts auszusetzen, solange es eine bewusste Entscheidung ist und nicht ein unüberlegtes Mitfahren auf der Beziehungs-Rolltreppe. 

Ihr solltet euch aber im Klaren sein: Monogamie bedeutet nicht für alle dasselbe.
Denkt nur einmal an Fragen wie: Darf geflirtet werden? Welchen Stellenwert dürfen Freundschaften einnehmen? Ist Pornos schauen ok? Durch eine fehlende Absprache der scheinbaren „Details“ öffnet man unnötigen Verletzungen Tür und Tor. Deshalb empfiehlt es sich in jedem Fall, eure jeweiligen Vorstellungen davon, was eine Beziehung ausmacht, miteinander abzugleichen und auszuhandeln. 

Lies hier weiter: ​​​​Beziehungsmodelle und die Beziehungsrolltreppe

Erste Schritte in eine polyamore Beziehung

Was für die Monogamie ratsam ist, ist für offene Beziehungen unerlässlich. Die Öffnung einer Beziehung sollte immer als eine Bereicherung verstanden werden, nicht als Defizitausgleich. Aus diesem Grund kommt die Betrachtung des Beziehungsmodells auch erst ganz am Schluss der Krisenbewältigung. Viele Menschen machen den Fehler, das Beziehungsmodell für eine Krise verantwortlich zu machen und dann überstürzt ein anderes Modell auszuprobieren. Das endet so gut wie immer im Desaster, in Schmerz und Schuldgefühlen. Eine Beziehung muss ein tragendes Fundament haben, damit eine Öffnung funktionieren kann und ein solcher Schritt muss gut vorbereitet werden. Ist das alles gegeben, kann die Wahl eines neuen Beziehungsmodells zum Ausgangspunkt einer aufregenden und intensiven gemeinsamen Zukunft werden. 

Lies hier weiter: Erste Schritte in eine polyamore Beziehung

Unterstützung auf dem Weg durch die Krise

Im Couple Care Programm begleiten dich erfahrende Therapeut*innen und Coaches. Vereinbare eine Erstberatung und wir finden gemeinsam heraus, wie dein individueller Weg raus der Krise und hin zu einer glücklichen Beziehung aussehen kann.

Liebe ist eine Entscheidung - und sie beginnt mit deiner Entscheidung, hier und jetzt etwas zu verändern.
— Aino Simon

¹ Im Sinne der besseren Lesbarkeit wird die männliche oder weibliche Form gewählt. Fühl dich unabhängig davon bitte angesprochen, wo es dich betrifft.

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So stellt ihr eure Couple Care auf

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Wie geht Couple Care?