So verbringst du glückliche Weihnachten mit deiner Familie – 12 Tipps für die Feiertage
Das Weihnachtsfest steht vor der Tür. Für viele ist das nicht nur Anlass zur Freude, denn da wartet auch die Aussicht auf Stress und Konflikte unterm Tannenbaum. Was kannst du tun, um familiären Streitigkeiten, unangenehmen Fragen und Enttäuschungen aus dem Weg zu gehen? Hier sind 12 Tipps, wie du für bessere Stimmung bei dir selbst und deinen Liebsten sorgen kannst:
1.Mach dir deine Erwartungen bewusst
Finde heraus, welche Teile des Weihnachtsfestes dir gefallen. Gibt es Familienmitglieder, die du nur an Festen triffst und gerne magst? Ist es das Essen? Die Atmosphäre rund um den Weihnachtsbaum?
Und: Worauf hast du keine Lust? Die Geschichten von Onkel Eugen? Streit um Geschenke? Das Geräusch, das Tante Hedwig macht, bevor sie anfängt zu sprechen? Es hilft, wenn du dir deine Erwartungen bewusst machst und dich darauf einstellst, dass für dich manches am Weihnachtsfest anstrengend sein kann. So kannst du schon im Vorfeld unrealistische Erwartungen abbauen und dich innerlich auf Gelassenheit einstimmen.
2. Achte die Rituale anderer
Jeder Mensch hat eigene Vorstellungen, wie ein “richtiges” Weihnachtsfest aussieht. Das hat oft mit positiven Kindheitserinnerungen zu tun - kann aber auch mit gesellschaftlichen Vorstellungen zu tun haben, wie “man” richtig feiert. Sei es das Schmücken des Baumes, das traditionelle Essen oder die Reihenfolge, in der die Geschenke aufgemacht werden. Ja, es kann seltsam wirken, wenn Cousin Roland Gedichte vortragen will, aber vielleicht hat es für ihn ja eine besondere Bedeutung. Es ist leicht, andere für ihre merkwürdigen Eigenheiten zu belächeln, aber wenn du echtes Interesse zeigst, dann entsteht Raum für Begegnung und vielleicht lernst du deine Verwandten oder Freunde noch ein bisschen besser kennen.
3. Du musst nicht alles erzählen
Gerade wenn du einen anderen Lebensstil hast, als einige Mitglieder deiner Familie, kann es eine gute Idee sein, manche Dinge einfach für dich zu behalten. Gerade ältere Familienmitglieder haben manchmal Schwierigkeiten, Lebensstile zu akzeptieren, die ihnen fremd sind. Das soll nicht heißen, dass du dich verstecken musst. Aber ein großes Familienfest bietet nicht die besten Grundvoraussetzungen, um dich mit deinen persönlichen Herausforderungen im Leben verstanden zu fühlen. Ein Gespräch unter vier Augen im neuen Jahr ist sicher besser geeignet. Da habt ihr Zeit und Raum für eine Annäherung, ohne dass sich der Rest der Familie gleich dazu positionieren muss.
4. Lass alte Konflikte ruhen
Ganz ähnlich verhält es sich auch mit alten Konflikten. Ist das wirklich die beste Gelegenheit, um den alten Streit mit der Schwägerin wieder auszupacken? Im Kreis der Familie kann es schnell passieren, dass jemand sich in die Ecke gedrängt fühlt oder sich andere einmischen. Auch hier empfiehlt sich, auf einen Zeitpunkt zu warten, wo ihr ungestört seid und wirklich aufeinander zugehen könnt, um eure Konflikte friedlich zu lösen.
5. Vorsicht mit dem Alkohol
Wenn die Anspannung steigt, kann es sehr verlockend sein, sich mit Glühwein oder anderen Alkoholika zu „beruhigen“. Dummerweise sinkt dadurch auch die Hemmschwelle, Opa Erich endlich mal „die Meinung zu sagen“. Gerade wenn also der innere Stress steigt, solltest du den Griff zum Glas vermeiden und dich stattdessen deinen Bedürfnissen und Gefühlen zuwenden. Ein Spaziergang allein kann Wunder wirken. Oder auch das Konzentrieren auf eines der Dinge, die dir an Weihnachten Freude bereiten. Zum Beispiel ein Plausch mit deiner Lieblingstante oder Lego bauen mit deinem Patenkind.
6. Achte auf dich
Gerade wenn du Gastgeber*in bist, steigt der Druck, ein besonders schönes, harmonisches Weihnachtsfest für alle zu gestalten. Falls du weißt, dass du spätestens am ersten Weihnachtsfeiertag eine Migräne bekommst, weil es doch alles zu viel ist, dann lass dich unterstützen. Schraub deinen Perfektionismus zurück und opfere dich nicht für deine Liebsten auf. Sie haben mehr von dir und vom Fest, wenn du nicht völlig gestresst bist. Und wenn es dann eben mal keinen Gänsebraten gibt oder die Dekoration weniger strahlt, dann ist das ein kleiner Preis für dein wichtigstes Geschenk an deine Familie: Deine Anwesenheit.
7. Mach dir eigene Triggermomente bewusst
Ein sogenannter Trigger oder auch Auslöser findet statt, wenn eine Situation dich emotional aktiviert. Wenn du ein starkes Gefühl spürst, dass -im Nachhinein betrachtet- eine verhältnismäßig viel zu große Reaktion war. In so einem Fall ist eine alte Verletzung in dir angesprochen worden. Du reagierst also nicht nur auf die Situation, sondern bringst die alten Gefühle mit dazu. Die eigenen Triggermomente kennenzulernen ist sehr hilfreich, nicht nur zu Weihnachten. Zum einen kannst du dich auf die Suche nach der Verletzung machen, die von diesem Trigger aktiviert wird und untersuchen, wie du sie heilen könntest. Zum anderen kannst du leichter deine Reaktion bremsen, wenn du weißt, dass die Gefühle, die in dir aufwallen nicht nur mit der gegenwärtigen Situation zu tun haben.
8. Nimm Verhaltensmuster anderer nicht persönlich
In vielen Fällen weißt du es schon im Voraus: Tante Gertrud wird an allem herummäkeln, Cousin Peter versucht ständig im Mittelpunkt zu stehen und Opa Gerd macht sexistische Witze. Wie im letzten Punkt beschrieben, kann dich solches Verhalten triggern. Oder den Wunsch in dir wecken, deine Verwandten zu belehren, dass sie ihr Verhalten ändern sollen. Was auch immer du tust, deine Haltung dabei ist wichtig: Nimm die Menschen so wie sie sind. Das heißt nicht, dass du dir alles gefallen lassen musst. Es ist jedoch hilfreich, das Problem da zu lassen, wo es herkommt: beim Anderen. Wenn du kannst, dann versuche, zu deinem Gegenüber eine wertschätzende Haltung zu bewahren. Dann können sie ihre Marotten haben und du musst dich davon nicht angegriffen fühlen.
9. Setze Grenzen, ohne zu verletzen
Aber wenn es doch mal zu viel wird mit Opa Gerds Witzen, dann ist es wichtig, für dich einzustehen. Das heißt nicht, dass du ihn rauswerfen oder ihn vor versammelter Familie bloßstellen musst. Sondern, dass du benennst, dass es dich stört, wenn er solche Witze macht und du dir für ein harmonisches Weihnachtsfest wünschst, dass er damit aufhört. Wenn wir nach den Regeln der Gewaltfreien Kommunikation (GfK) eine wertfreie Beobachtung (bleib bei dir) mit unserem Gefühl (in diesem Fall Verletzung) verbinden und unser Bedürfnis aussprechen (ein harmonisches Weihnachtsfest) und am Ende eine Bitte anfügen (ob er die Witze unterlassen könne?), dann sind unsere Chancen auf Erfolg am größten.
Lesetipp: Raus aus der Streitfalle: Wie du mithilfe der GfK Konflikte lösen kannst.
10. Deeskalation von Konflikten
Trotz aller Vorsicht kann es trotzdem mal zu Streit kommen. Aber das muss nicht alles kaputt machen. Bleib bei dir und schau, was der Konflikt emotional mit dir macht und was du brauchst, damit es dir wieder gut geht. Eine kurze Auszeit? Ein Spaziergang? Anderen wird es ähnlich gehen. Wenn es Möglichkeiten zur Deeskalation gibt, nutze sie. Schlage vor, dass ihr den Streit jetzt erst mal beendet und nach dem Weihnachtsfest in Ruhe darauf zurückkommt. Ihr könnt schließlich wählen, ob ihr euch jetzt in Negativität hineinsteigert oder doch daraus aussteigt. Wenigstens für den Moment.
Lesetipp: “sacred space” - der innere Ort für deine Self Care
11. Geh bewusst auf andere zu
Wenn du dich in der Menge einsam fühlst und nicht richtig in Kontakt kommst, dann warte nicht bis jemand anderes auf dich zukommt. Gib anderen das Geschenk deiner Gegenwart. Gib dir einen Ruck und beginne ein Gespräch mit jemandem. Lerne die Menschen um dich herum besser kennen. Du wirst sehen, dass ein solcher Einsatz sich in den meisten Fällen lohnt. Andere werden sich über dein Interesse freuen und du wirst vielleicht ganz neue Seiten von deinen Familienmitgliedern kennenlernen. Frage doch mal: Du, Gerd, worüber bist in diesem Jahr besonders dankbar? Was ist gut gelaufen? Wendet gemeinsam den Blick auf das Positive. Das tut allen gut.
12. Nimm Geschenke als Geschenk
Das alljährliche Geschenke-Spektakel selbst birgt auch viel Konfliktpotential. Wer bekommt das teuerste Geschenk? Was soll die blöde Tischdecke von Cousine Nikole? Mama weiß doch genau, dass ich keine Pralinen essen soll! Auch hier empfiehlt es sich, vor der Reaktion erst einmal tief durchzuatmen und das Geschenk von einer anderen Position her zu bedenken. Am besten von der Position des Schenkenden. Nikole liebt diese Tischdecken. Sie geht wahrscheinlich davon aus, dass es dem Rest der Welt genauso geht, aber das ist eigentlich egal. Wichtig ist, dass sie mir etwas geschenkt hat, das sie liebt! Auch wenn ich die Decke scheußlich finde und sie bei der nächsten Gelegenheit auf den Trödel gebe, kann ich mit diesem Gedanken trotzdem die Geste würdigen. Und die Pralinen von Mama: sie weiß zwar, dass ich die nicht essen soll, hat aber auch in Erinnerung, wie gerne ich sie damals gegessen habe. Auch sie meint es gut. Also erfreu dich einfach an der Intention der anderen. Gemeinsam schöne Momente schaffen. Darum geht es. Lass dir also nicht den Tag versauen und schau du selbst auf das, was gut ist und wofür du dankbar sein möchtest.
Das waren sie also, die 12 Tipps für ein entspanntes Miteinander an Weihnachten. Vielleicht helfen sie dir ja, an den Feiertagen und auch sonst immer wieder zu dir selbst zurückzukehren. Wenn auch nur einer der Tipps zu einem schönen, verbundenen und harmonischen Weihnachtsfest beiträgt, dann hat sich die Liste gelohnt.
Wir wünschen euch ein inniges Fest, egal mit wem und wo ihr feiert!